Existenzanalyse vs. Systemtheorie – Welche Rolle spielen Menschen in Organisationen?

Ohne Theorie keine Praxis – ohne Praxis keine Theorie

Worum geht es wirklich, wenn wir im Kontext von Arbeit über Themen wie Führung, Motivation und Zusammenarbeit sprechen und in diesem Rahmen darüber diskutieren, ob und wie sich Organisation entwickeln (lassen)? Zunächst einmal müssen wir beobachten und das Beobachtete beschreiben. Dafür brauchen wir Theorie. Ohne Theorie lässt sich die Praxis nicht erklären, geschweige denn, intentional positiv entwickeln. Und Ohne Praxis bleibt die Theorie grau. Theorie und Praxis sind zwei Seiten einer Medaille. Entscheidend für die Praxis ist also die Theorie, mit der wir beobachten und beschreiben.

Im Bereich der Organisationsentwicklung sind diesbezüglich zwei Strömungen zu beobachten, die sich in der Organisationspraxis oft widersprechen, meist sogar gar nicht verstehen: Die personenzentrierte, psychologische Perspektive sowie die systemtheoretische, funktional orientierte Sicht auf Organisationen.

Menschen sind emotionale Persönlichkeiten

Wer den Menschen in den Mittelpunkt stellt, der sieht die emotionalen Aspekte von Menschen in ihrer Arbeit. Ihre Motivation, die Arbeitszufriedenheit, ihr Engagement und ihren leidenschaftlichen Einsatz für ihre Arbeit. Oder jeweils das Gegenteil davon – mit allen Graustufen dazwischen. Wer personenzentrierte Theorien vertritt, um Arbeit in Organisationen zu beobachten, der kommt völlig selbstverständlich zu dem Schluss, dass die Arbeit für und an den Menschen und ihrem Erleben in der Arbeit von Entscheidender Bedeutung ist. Organisationen, denen es gelingt, die Motivation und Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden zu optimieren, bekommen dafür leidenschaftlichen Einsatz und Höchstleistung.

Menschen nehmen in Organisationen eine Rolle ein – ihre Persönlichkeit ist zweitrangig

Wer eher funktional, systemtheoretisch das Treiben in Organisationen beobachtet, der blendet die Psyche der Menschen ganz bewusst aus und konzentriert sich auf die Kommunikation zwischen den Menschen. Eine Organisation ist aus dieser Perspektive so etwas wie ein eigenes, sehr lebendiges „System“, das unabhängig von den Einzelpersonen wiederkehrende Muster ausbildet. Routinen also, die sich immer wiederholen und so eine gewisse Stabilität gewährleisten. Für Systemtheoretiker geht es bei der Beobachtung von Organisationen nicht so sehr darum, warum eine bestimmte Person etwas sagt und aus welchen Emotionen heraus das geschieht, sondern vielmehr darum, aus welcher funktionalen Rolle heraus diese Kommunikation entsteht und was innerhalb der Organisation die Folge dieser Kommunikation ist.

Der Mensch im Mittelpunkt oder der Mensch als Mittel – Punkt?

Organisationsentwicklung beginnt also bei der zugrundeliegenden Theorie des Beobachtens. Die beiden „Lager“ aus Vertretern der einen oder der anderen Theorie argumentieren oft völlig unterschiedlich und sprechen gleichzeitig über dieselbe Sache: Arbeitsorganisation.

Interessant an dieser Debatte ist: Beide „Lager“ haben gute Argumente. Keine Seite liegt grundsätzlich falsch. Für uns Kurswechsler stellt sich immer wieder die Frage: Wie bringen wir Psychologie und Systemtheorie in der Praxis so zusammen, dass ein echter Mehrwert für Menschen und Organisation entsteht?

Um dieser Frage wirklich tief auf den Grund zu gehen, sind die Kurswechsler Frank Düsterbeck und Arne Schröder aufgebrochen, um an der Wirkungsstätte von Niklas Luhmann diesen Diskurs mit echten Fachleuten zu führen.

Existenzanalyse vs. Systemtheorie – Ein interdisziplinärer Annäherungsversuch

Bei der Tagung „Wissenschaft und Praxis im Dialog“: „Leadership und Coaching zwischen Person und Rolle -Systemtheorie meets Existenzanalyse“ durften die Kurswechsler den Vorträgen von Prof. Dr. Alfried Längle über die Existenzanalyse und Torsten Groth über die Person in der Systemtheorie folgen, um Anschluss mit vielen anderen Interessierten die Theorien sowie die Schnittmenge beider Ansätze zu diskutieren.

In der heutigen Podcast-Episode reflektieren Frank und Arne ihre Erlebnisse, leiten die für sie zentralen Erkenntnisse ab und geben einen Ausblick darauf, welche wirksamen Impulse an welchen Stellen in der Organisationsentwicklung durch die interdisziplinäre Perspektive gesetzt werden können.

Viel Spaß beim Hören der Episode

 Shownotes

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